Kauf Dich glücklich. Macht Shoppen zufrieden?

Shoppen bis das Glück kommt! Macht Kaufen glücklich?

Shoppen als Freizeitbeschäftigung? Eine unendliche Fülle an Geschäften in Deutschland, die Waren in allen Preisklassen anbieten, macht es möglich. Für das Shopping-Hobby ist es auch nicht wirklich relevant, ob man viel Geld hat oder nicht. Billiganbieter schleudern Produkte zu Spotpreisen auf den Markt und die Kundschaft schlägt gerne zu.

Kurz gesagt: Einkaufen ist mit eines der liebsten Hobbys der Deutschen. Je nach Statistik rangiert es im Schnitt auf Platz 2-3. Die Gründe für die Kauflust sind vielfältig und werden weiter unten im Artikel genauer beleuchtet.

Die große Frage um die sich dieser Artikel dreht: Macht ein Shopping-Trip den Menschen wirklich glücklich? Oder versuchen wir damit etwas anderes zu kompensieren? Das und vieles mehr erfährst du im folgenden Text, der Dich in Zukunft bestenfalls etwas bewusster mit dem Thema „Shoppen“ umgehen lässt.

Warum gehen Menschen gerne einkaufen?

Der Kleiderschrank platzt aus allen Nähten, das Schuhregal ist schon jetzt überfüllt und wir besitzen mehr Klamotten als wir tragen können. Dennoch ist das meist kein Grund, nicht auf der Suche nach Schnäppchen oder dem „ganz besonderen Stück“ in das nächstgelegene Shoppingcenter zu gehen.

Egal wie viel die Gesellschaft besitzt, mehr ist scheinbar immer gut. Wie kommt das?

  1. Die westliche Industriegesellschaft ist werte-orientiert. Sie definiert sich unter anderem am Besitz von Gegenständen. Unser Besitz ist quasi unser Aushängeschild und das Auto ein Statussymbol. Das fängt in der Schule in dem Moment an, wenn die ersten Kinder ein Marken-Handy bekommen oder anfangen Marken-Klamotten zu tragen. Wer es nicht tut bekommt schnell mit: Du bist ein Außenseiter.
  2. Die Wirtschaft folgt einer einfachen Marketingstrategie: So viel verkaufen wie nur irgend wie möglich. Qualität spielt keine Rolle und wo kein Markt ist, da wird ein Bedürfnis geschaffen. Das beste Beispiel dafür ist RedBull. Aus einem übermäßig süßem und ungesunden Produkt, mit einem nicht vorhandenen Markt, hat Dietrich Mateschitz ein Milliardengeschäft geschaffen. Und die ganze Welt kauft, weil es cool ist. Dieses Beispiel lässt sich problemlos auf andere Bereiche übertragen.

Der Reiz beim Einkaufen

Wir definieren uns also über unseren Besitz und lassen uns von der Werbung zeigen, was wir dringend brauchen. Bleibt die Frage, warum wir Gefallen am Einkaufen finden?

Wir lieben den Kick beim Kauf: Der Moment in dem wir etwas kaufen, ist wie ein Glücks-Kick. Ein gutes Gefühl macht sich breit und wir freuen uns über unseren neuen Besitz. Erinnerst Du Dich an dieses Gefühl bei Deinem letzten (nicht notwendigen) Shopping-Ausflug?

Hinzu kommt, das sich unser Hirn manchmal sehr einfach austricksen lässt. Nicht ohne Grund findest Du überall Schlagworte wie „Sale“, „nur für kurze Zeit“, „Discount“, „Rabatt“, „%“, „Outlet“, … Die Liste mit Trigger-Wörtern ist lang. Sie lösen das Gefühl aus ein echtes Schnäpppchen gefunden zu haben oder vermitteln eine „Unterverfügbarkeit“, also eine Knappheit. Wenn ich jetzt nicht zuschlage, kriege ich es nicht mehr. Und schon ist unser Kaufbedürfnis geweckt. Hirnforscher gehen sogar soweit uns sagen: Rabatte wirken im Hirn wie Kokain.

Und dann ist da noch der soziale Aspekt. Die meisten Menschen gehen zusammen mit Freund:innen einkaufen. Das gemeinsame Erlebnis, die Zeit als Gruppe, viel Zeit zum quatschen, ein Kaffee zwischendurch. Diese soziale Komponente ist sicher auch Teil davon, das viele Menschen gerne einkaufen gehen.

„Hangover“ (Durststrecke) nach dem Shopping Glück

Greenpeace hat im Jahr 2016/2017 eine internationale Studie in Auftrag gegeben, bei der es unter Anderem um das Erlebnis beim Shoppen ging. Dabei wurde festgestellt, das auf das Glücksgefühl eine Durststrecke folgt. Das Glück verfliegt also schnell und fällt zum Teil sogar unter das vorherige Zufriedenheits-Niveau.

Auch andere Studien zeigen: Das Gefühl der Zufriedenheit nach dem Kauf hält nur kurzfristig an und flaut schnell wieder ab. So folgt auf eine Kaufattacke schnell die nächste. Und wer nicht aufpasst, findet sich hier schnell in einem Teufelskreis wieder.

Wenn du mehr zu der Studie von Greenpeace wissen möchtest, findest Du hier das passende PDF zur Studie (in Englisch) dazu. Spannende Details zur Studie habe ich Dir zusätzlich in dem hier verlinkten Beitrag zusammengestellt.

Macht Kaufen glücklich?

Oben habe ich vom Kick beim Kaufen geschrieben, also der Moment in dem uns unser Gehirn belohnt und Glückshormone ausschüttet. Entsprechend JA, der Moment des Kaufens macht glücklich. Aber: Schauen wir die Phase nach dem Kauf an, verfliegt die Freude schnell und weicht einer Leere. Und diese Leere macht uns unglücklich und sorgt im Zweifel dafür, das wir schnell wieder losziehen um etwas Neues zu kaufen.

Das ist nicht wenigen bereits beim Kaufen bewusst, das zumindest sagt die Auswertung der Studie von Greenpeace. Ein Teil der Käufer:innen wissen um ihre schlechte Einkaufs-Angewohnheit und verstecken die Einkäufe zum Teil sogar vor Anderen.

Der Teil der beim Einkaufen wahrscheinlich wirklich glücklich macht, ist der soziale Aspekt. Also das gemeinsame Erlebnis. Dieses bekommt man aber auch ohne das damit verbundene Kauferlebnis, zum Beispiel beim Spaziergang durch ein Geschäft.

Glück durch Shopping? Das Fazit zum Thema

Glaubt man aktuellen Statistiken, nennt ein durchschnittlicher Europäer rund 10.000 Gegenstände sein Eigen. Da frage ich mich: Wie viele von diesen tausenden Gegenständen kann ich am Tag, im Monat oder im Jahr überhaupt nutzen? Und wie viel davon brauche ich wirklich?

Daraus ergibt sich eine weitere Frage: Können mich mehr und mehr Gegenstände in meinem Leben nachhaltig glücklich machen? Oder versuche ich durch das Kaufen, eine Lücke im Leben durch Gegenstände zu füllen?

Eine eindeutige Antwort auf die Frage gibt es vermutlich nicht. Grundsätzlich macht Einkaufen nicht unglücklich. Wichtiger scheint zu sein: Warum gehen wir einkaufen?

  • Ist es ein Gegenstand, den wir wirklich benötigen und der einen Zweck im Leben erfüllt?
  • Oder versuchen wir durch den Kauf ein Glücksgefühl zu erzeugen?

Wer zur Lustbefriedigung, aus Langeweile oder aus Frust einkaufen geht, wird kein Glück finden. Denn Gegenstände machen uns nur in den seltensten Fällen glücklich. Glück kommt durch gemeinsame Zeit und geteilte Erlebnisse. Und die bekommt man völlig kostenlos, auch ohne Kauferlebnis.

Kaufsucht: Wenn Shopping zum Zwang wird

An dieser Stelle noch ein kleiner Abstecher zum Thema Kaufsucht. Ja du ließt richtig. Das Kaufen kann zu einer Sucht werden, die Menschen in den sozialen und finanziellen Ruin treiben kann. Entsprechend handelt es sich um ein ernst zu nehmendes Thema.

Kaufen darf nicht der Regulierung von Stress, Ängsten, Traurigkeit und Sorgen dienen.

Wer das Einkaufen zur Emotionsregulierung nutzt, sollte darüber nachdenken sich professionelle Hilfe von einer passenden Beratungsstelle zu suchen. Evtl. kommt auch eine Therapie in Frage.

Weitere Informationen zum Thema Kaufsucht findest du hier. Und solltest Du persönlich Hilfe brauchen, findest du passende Infos zur Kaufsucht bei Deiner Krankenkasse oder bei Deinem Arzt.