Du siehst nur, was Du sehen willst

Du siehst was Du sehen willst: Das Hirn als Wahrnehmungsfilter

Das Gehirn ist zu erstaunlichen Leistungen fähig. Es ermöglicht Dir komplexe Denkvorgänge, die Fähigkeit der Erinnerung, Emotionen, Verwaltung des Hormonhaushalts oder die Steuerung des gesamten Körpers (bewusste Ansteuerung der Muskulatur und unbewusste wie das Herz).

Die Liste der Dinge die das Gehirn für uns tut ist lang. Vieles davon ist weithin bekannt. Eher unbekannt ist die Tatsache, das unser Gehirn uns auch vor einer Überlastung an Informationen bewahrt.

Dein Hirn als Filter
Pro Sekunden fluten ca. 400.000 Sinnesreize auf Dich ein. Nicht mal 1% davon kann Dein Gehirn verarbeiten. Alle anderen Informationen prallen am Filter ab und gelangen nie in Dein Bewusstsein.

Würde Deine mentale Hirnschranke alle Informationen durchlassen, wärst du maßlos überfordert. Ich stelle mir das so vor wie in einem Supermarkt, in dem 100 Verkäufer:innen gleichzeitig in schnellem lauten Tempo auf mich einreden und dabei versuchen die anderen zu übertönen um gehört zu werden.

Dabei ist die Auswahl zwischen 10 unterschiedlichen Produkten schon schwer genug ist, ganz ohne quatschende Verkäufer:innen :-).

Wahrnehmungsfilter im Gehirn als Schutz vor Überreizung

Der Wahrnehmungsfilter dient als Schutzfunktion. Und die ist dringend nötig. Schon immer sind viele Informationen auf den Menschen eingedrungen. In der Steinzeit waren es aber weit weniger, als in unserer modernen Zeit. Überall sind Werbetafeln, Monitore und Musik die uns beschallen. Wir müssen aufpassen nicht von Autos angefahren zu werden. Und auch das eigene Handy verlangt ständig nach Aufmerksamkeit.

Die Menge an Reizen und Informationen die auf uns einprasselt ist gewaltig. Würde das Gehirn nicht großflächig aussortieren, wären wir komplett handlungsunfähig. Trotz des Filters leiden immer mehr Menschen unter der übergroßen Informationsflut. Stress, Ängste oder Burnout können die Folge sein, wenn man sich nicht ausreichend schützen / abschotten kann.

Die Masse an neuen Informationen und Inhalten ist jedenfalls nicht zu unterschätzen. Sie beeinflussen unsere Gefühle und das Verhalten. Es schadet daher nicht, sich gelegentlich etwas zurückzuziehen und neue Eindrücke zu reduzieren. Also das Handy ausmachen und weglegen, kein Fernsehen, kein Computer sondern evtl. einfach nur mit einem Buch gemütlich auf dem Sofa sitzen und eintauchen in eine spannende Welt mit reduzierten Reizen.

Beispiele für die selektive Wahrnehmung des Gehirns

Es gibt Beispiele und Aufgaben, die die den Wahrnehmungsfilter auf eindrucksvolle Weise aufzeigen können. Weit verbreitet und sehr bekannt ist das das folgende Video. Dort geht es es um Deine Beobachtung. Bist Du bereit? Dann schau genau hin und zähle die Pässe des Teams in weiß.

The Monkey Business Illusion

Im Video läuft ein Gorilla durch das Bild. Ist er Dir aufgefallen? Falls Ja, hast Du auch gemerkt, das sich die Farbe vom Hintergrund und dem Boden ändert und das eine Person aus der Mannschaft in schwarz das Feld verlässt? Du bist so fokussiert, das Du nur siehst was Du sehen willst.

Etwas ganz anderes: Sind Dir die doppelten Worte im Text oberhalb des Videos gesehen? Insgesamt wiederholt sich drei Mal ein Wort: „die die“, „das das“, „es es“. Auch das ist eine Fähigkeit des Gehirns, welche auf den Filter im Kopf zurückgeführt wird. Das Gehirn erkennt die Bedeutung des Satzes, entsprechend ist das extra Wort unwichtig und fällt unter den Tisch.

Aber es geht noch viel mehr:
Unser Kpof knan acuh Txete lseen, die gar kenie rihtgien Wröetr beniahlten. Vrercükt oedr?

Das alles funktioniert ohne Dein bewusstes Zutun. Das Gehirn übernimmt den groben Job und versucht die bewusste Arbeit für Dich zu reduzieren. Du musst Deinem Gehirn nur immer wieder mitteilen, welche Infos es durchlassen soll – also auf was Dein Fokus gerade gerichtet ist.

Deine Einflussmöglichkeit auf Informations-Auswahl

Wie der Titel von diesem Beitrag schon sagt und auch das Beispiel mit dem Gorilla zeigt: Du siehst im Leben das, was Du sehen willst. Besonders bemerkbar macht sich das immer dann, wenn wir uns gerade besonders auf eine Aufgabe konzentrieren oder uns viel mit einem bestimmten Thema auseinandersetzen. Plötzlich sind überall Kinderwägen oder Autos der tollen Automarke zu sehen, für die Du Dich interessierst.

Der Filter kann also von Dir beeinflusst werden. Dafür braucht es aber viel Aufmerksamkeit auf deine Gedanken, bestenfalls auf die Positiven Gedanken.

Alles in allem sei gesagt: Der Filter in Deinem Gehirn macht meistens eine gute Arbeit. Aber er ist nicht unfehlbar! Es lohnt sich mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und gelegentlich auch nach links und rechts zu schauen. Manchmal liegen wundervolle Dinge direkt vor uns, die wir im Eifer des Alltags einfach übersehen.